Jebsen rockt mal wieder

Ken Jebsen hat mal wieder gerockt. Unglaublich gerockt – er stellte die vergangene Woche über gleich mehrere Videos auf seinen Kanal. Gleichzeitig verschickte er über eine Kanzlei eine Abmahnung an die Mitglieder der „Antilopen-Gang“ aufgrund eines (wirklich treffenden) Tracks und dem dazugehörigem Video „Beate Zschäpe hört U2“ (1). Der Grünen-Politikerin und MdB,  Marie-Luise Beck, droht er  über sein Portal KenFM mit einer Klage (2), da sie Ihn als Rechtsextremen bezeichnet habe. Auch wurde er von dem neuen russischen Propaganda-Kanal ‚rtdeutsch‘ interviewt. Viel Arbeit für den Westentaschendemagogen Jebsen.

Die Inhalte der von KenFM hochgeladenen Videos sind gleich als antisemitisch in mehreren Kategorien zu werten. In einem läßt er sich über die „Hochfinanz“ aus (3), in einem anderen interviewt er Ramsis Kilani, einem Sohn der im Gazastreifen während dem Sommer 2014 bei der Bombardierung ihres Wohnhauses umgekommenen Familie Khilani (4).

Gerade in diesem Interview besticht Jebsen durch seine affektive Art, fast ausschließlich Fragen zu stellen, die er für seinen persönlichen Kampf gegen seine, von ihm wohl so empfundene, ungerechte Ächtung als Antisemit, gebrauchen könnte. Zu Beginn des Interviews (ab Minute 2:10) wird der Begriff „Diaspora“ für die Tatsache im Ausland lebender Palästinenser benutzt. So subtil diese beiläufige Gleichsetzung zwischen jüdischer Geschichte und palästinensischer ist, sie ist deutlich hörbar. Im weiteren Verlauf des Interviews wird diese Bezeichnung noch mehrfach gebraucht. Die von der Hamas verwandten Raketen, welche dank effektiver israelischer Abwehr- und Schutzmaßnahmen wenig Leid erzeugen, werden von Jebsen bei Minute 7:30 als „Raketchen“ verharmlost, wie auch schon in dem Interview, dass Jebsen mit dem Macher der Nachdenkseiten, Albrecht Müller, führte  (5). Weiterhin unterstellt er in dem vorliegenden Interview mit einer bei Minute 12:30 gestellten Suggestivfrage:

„…auch wenn es zynisch klingt: Aber ich denke mal, die Taktik eines israelischen Militärs – wenn ich versuchen möchte möglichst viele Feinde zu liquidieren, dann würde ich mir einen Ort und eine Zeit suchen , wo möglichst große Famlien an einem Tisch sitzen und essen. Dann wäre das doch der ideale Zeitpunkt gewesen.

Jebsen, der in der Vergangenheit durch widerwärtigste NS-vergleiche, welche er als Israelkritik bezeichnete glänzte, ist hörbar sehr daran gelegen, israelische Militärs zu dämonisieren, ihnen gezielte Liquidierungen in möglichst großer Zahl an Zivilisten unterzustelllen, und bringt so auf gewisse Weise ein altes antisemitisches Stereotyp ein, die Mär vom jüdischen Blutopfer.

Ab Minute 13:35, als Ramsis Killani sich über die ‚Hasbara‘ und die von ihr angeblich ‚durchgedrückte‘ Perspektive über den Konflikt ausbreitet (die auch von deutschen „Israelkritikern“ immer wieder als Beweis für ‚psychologische Kriegsführung‘ und ‚Propaganda‘ Israels auch im Ausland herangezogen wird), bringt Ken Jebsen die von ihm offenbar liebevoll gepflegte „Antisemitismuskeule“ in das Gespräch ein. Es ist offensichtlich wieder einmal Zeit zur Zelebrierung als Opfer. Diese „Antisemitismuskeule“ würde also von der Hasbara geschwungen. Hier tastet sich Jebsen auch für den Zuhörer mehr und mehr an die von ihm im Interviewkontext gewünschte Entlastung heran. Jebsen kommt nun nämlich ab Minute 14:40 auf seine, aus seiner Sicht wohl herausragende Rolle und Position im von ihm so bezeichneten „Medienkrieg zu sprechen:

„(…)man muss auf der anderen Seite sagen, dass das da draussen natürlich nicht nur ein klassicher Krieg ist, inzwischen ist es eben auch ein Medienkrieg und die Frage ist, wer den gewinnt. Also, wir haben gut informierte Propagandaministerien aber wir haben auch auf der anderen Seite viele Menschen mit Mobiltelefonen die sich vernetzen und ich glaube  dass diese Büchse der Pandora,  die ja offen ist, die nie wieder verschliessen [bricht ab] – das zeigt ja auch der Fall Snowden, das zeigt auch der Fall Kenfm beispielsweise. Uns gibt es nach drei Jahren nicht nur immer noch, sondern wir sind auch viel größer und stärker geworden und das geht ja nur weil immer mehr vernünftige Leute uns auch unterstützen und zwar von allen Seiten, auch Israelis, die sagen das finden wir gut was wir machen„. 

Diese von ihm vorgenommene Gleichstellung zwischen dem Fall Snowden und dem Fall Jebsen stellt gewisss einen bedeutsamen Faktor dar, um Jebsens neurotische Attacken auf die Gesellschaft, und vor allem Israel, zu verstehen: Er hält sich für einen ‚Whistleblower‘ – oder vielmehr, er möchte von der Gesellschaft endlich als solcher wahrgenommen werden, das zeigen auch seine Auftritte in der Vergangenheit, in denen er sich so stilisiert: Als jemand der auspackte, um dann mit der Antisemitismuskeule, wahrscheinlich noch instruiert durch Kräfte von außerhalb, mundtot gemacht zu werden.

Ab Minute 16:50 macht Ken Jebsen dann wieder seine wohl völkisch zu nennenden Sichtweisen deutlich, wenn er den Interviewten auf seine „palästinensischen roots“ anspricht. „Roots“,  das ist wohl die Jebsen-Art von worddropping, wenn es ihm um Abstammung und völkische Identität geht. Ab Minute 22:20 unterstellt Ramses Khilani zusammen mit Ken Jebsen, dass die jüdischen Siedler diese „roots“ zur Spaltung des palästinensischen Volkes benutzt hätten, und zur Zerstörung der „palästinensichen Identität“, Kilani versteigt sich hier gar in die Kategorie „Völkermord“. Ein Buch, so Jebsen weiterhin, welches all dies beschreibe, würde von ominösen Gruppen immer wieder vom Markt „weggekauft“, auf dass niemand die Wahrheit erfahre:

(…)in Deutschland erscheint dieses Buch immer wieder, und dann werden 3000 Bücher weggekauft und zack dann verschwinden die, und dann muss man sich fragen, gibts nen Kunden oder gibt es einen Großkunden der die wegkauft„? (Minute 24:05).

Jebsen verbreitet an dieser Stelle eine eigene, kleine Verschwörungstheorie, die an die klassisch antisemitischen Vorbehalte von reichen und wirkmächtigen Juden (oder Israelis, so deutlich traut man sich ja selten zu werden) anknüpft, die die Meinungsbildung innerhalb Deutschland, gar international, beeinflussten.

Bei Minute 36:30 äussert Jebsen weitere Vorbehalte, und wie er zu diesen gelangt ist. Auch diese vorgebrachten ‚Argumente‘ sagen viel über ihn aus, ebenso der Rahmen, in dem er sie äußert. Es geht um die angebliche Rolle von Juden im südafrikanischen Apartheidsregime an der ‚Unterdrückung von Schwarzen‘. Seine vorgetragene Gläubigkeit an diese (und ich denke, Glauben und Gläubigkit sind hier treffende Kategorien für diesen fast religiösen Eifer), und die Art und Weise, wie er zu diesem  Wissen gelangt ist, lassen tief blicken:

„Und ich hab mir mal erklären lasen warum das so ist, und zwar weil in der südafrikanischen Regierung etwas war, was die Israelis oder die Juden so nicht kannten, da waren sie nämlich Teil des Establishments und haben dort die Schwarzen unterdrückt, das heisst die Schwarzen waren dort das was jetzt die Araber sind oder die Palästinenser in Israel..ich war mal auf ner ApartheidsAusstellung in München wo mir das jemand klargemacht hat(…)“.

In dieser Aussage schwingt nicht nur eine in den Szenen von „Israelkritikern“ ja gängige Täter-Umkehr von Israelis, oder Juden durch. Sie enthält auch eine antisemitische Separation, in dem in dieser phantasierten südafrikanischen Gesellschaft nicht nur Juden die Missetäter sind, sondern auch Israelis. Durch die Gleichsetzung dieser beiden Gruppen wird eine Sichtweise deutlich, die den Juden überall auf der Welt eine zugehörigkeit zu Israel zuschreibt, nicht der Nation, der sie entstammen. Man könnte sagen: Seit der Dreyfuss-Affäre nichts hinzu gelernt. Also: Juden hätten viel Macht in der südafrikanischen Regierung und wären maßgeblich an der Apartheid beteiligt gewesen, indem sie den noch nie gekannten Machtrausch genossen hätten. Aha. Die Tatsache, dass er preisgibt, dass dieses ‚Wissen‘ darauf beruht, was ihm am Rande einer Ausstellung jemand klarmachte, ist ein Fall für sich. Soviel zum Gerücht über die Anderen.

Diese traurige Aufzählung an ihm Interview gefallenen Antisemitismen und peinlichen Suggestivfragen sollte fürs Erste zur Charakterisierung Jebsens reichen. Es ist nämlich eine traurige Arbeit, so ein Interview und die darin enthaltenen Feindseligkeiten anhören zu müssen, auch wenn es solch tiefe Einblicke gibt, wie nahezu jeder Erguss Jebsens (6). Diese Machwerke des krautfinanzierten ‚freien Journalisten‘ verdeutlichen , dass Jebsen mit einer gewissen Obsession zu Werke geht an ein Thema, von dem dem er glaubt, einzig durch seine Beschäftigung hiermit seine Karriere zerstört bekommen zu haben. Neben dem Wissen natürlich, dass er über 911 zu haben meint, aber dies ist ein anderes ausuferndes Thema. Auch dies wäre ein Grund (der wahrscheinlich selben Gruppierungen), ihn ‚mundtot‘ zu machen. Seine Fragen in diesem Interview dienen, wie dieser Text deutlich zeigen sollte, dem Zweck, Israel zu dämonisieren, und/oder seine eigene krude Sicht auf die Dinge reinzuwaschen. Abgesehen davon, sich seinen Jüngern zu präsentieren.

Nachtrag: Den Mitgliedern der Antilopen-Gang wünsche ich viel Glück – es sollte für einen „Klagepool“ für Kritiker von Vertretern der neurechten Querfront gesammelt werden, wie dieses Beispiel, und das von Jutta Ditfurth, deutlich macht.

(1) https://www.youtube.com/watch?v=xwsOi0ypuSI

(2) http://www.heise.de/tp/artikel/43/43348/1.html

(3) https://www.youtube.com/watch?v=zC6rnmNtU4I&list=UUr6VVXep3Fs5EOtjMK3i2AQ

(4) https://www.youtube.com/watch?v=bpZ270NArwc&list=UUr6VVXep3Fs5EOtjMK3i2AQ

(5) http://herrkarlsblog.blogspot.de/2014/11/uber-raketchen.html

(6) http://herrkarlsblog.blogspot.de/2014/11/sehr-gefahrliche-manner.html

8 Gedanken zu „Jebsen rockt mal wieder

  1. Pingback: Entschwörung | Pearltrees

  2. Pingback: Udo Ulfkotte bei KenFM: ‘Wir sind eine Kolonie der Amerikaner’ | Erinnerung! – Gegen politische Verwahrlosung

  3. Markus

    Glaubt ihr den Schwachsinn wirklich, den ihr da über Ken Jebsen schreibt? 😀 Das ist ja mehr als peinlich. Traurig, dass ihr nicht mehr zu tun habt, als Formulierungen von Jebsen auseinanderzunehmen und antisemitischen Unsinn hineinzuinterpretieren. Kommt mal klar und wacht auf! So Leute wie Ken Jebsen brauchen wir in Zeiten wie diesen. Leute wie euch mit Sicherheit nicht…

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      1. Noah

        Ja genau das hat er gesagt 😂 dreh den Menschen nicht die worte im mund um! Der satz war das man Leute wie ihn braucht, der meinung bin ich persöhnlich auch nicht unbedingt aber das hat doch keine aussage inne, dass man einen An“führer“ will. Und das „wir“ war im kontext klar auf alle menschen bezogen denke ich zumindest, kenne den Typ nicht, der das geschrieben hat.

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      2. Nazienkel Autor

        Klar – Kennie rettet sie alle…all die ‚Aufgeweckten‘ ^^

        Und natürlich muss man bei ihm auch erst Anrisemitismus „hineininterpretieren“…

        *süß, diese Wichtel*

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  4. Pat

    Jegliche Kritik an dem Regime in Israel wird mit dem Begriff „Antisemitismus“ entkräftet. Ich verstehe nicht, wie man etwas unterstützen kann, dass nachweislich den Menschen schadet. Man sollte sich nicht die Augen vor den Konspirateuren verschließen und hoffen, dass sie nicht existieren.Warum lernen wir nie aus der Geschichte? Warum müssen wir uns immer abschlachten?
    Wir brauchen keine Führer mehr, um für uns Kriege zu führen. Wir brauchen endlich unseren eigenen Krieg und der heißt Frieden!

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    1. Nazienkel Autor

      Ein aluhütiger Kommentar par excellence. Wer sind denn ‚die Konspirateure‘. Und was hat das mit antisemitischer ‚Israelkritik‘ zu tun? Außer dem für Wichtel chronischen Antisemitismus, der jeder deiner Fragen innewohnt.

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